Wir sind nun alle wohlbehalten in Manang am Ende des zweiten Abschnittes unserer Tour angekommen. Aber am besten erzähle ich von Anfang an, da ich die letzten Tage nicht dazu gekommen bin, den Blog zu schreiben…
Vorgestern, am 14.11. sind wir nach einer sehr kalten Nacht im Chulu Basislager aufgewacht, leider war der erhoffte Sonnenschein lediglich von kurzer Dauer und die Temperaturen war eher tief…
Gleich nach dem Frühstück sind Uschi, Hermann, Priska und Georg vom Basislager nach Manang abgestiegen. Die Temperaturen waren so niedrig, dass sie sich nicht über eine Nacht im Hochlager hinaussahen… und auch der Gipfelgang am Chulu war für sie kein Anreiz bei den derzeitigen Wetter und Temperaturebedingungen…
Frühstück im Basislager
Wir haben im Basislager noch eine Einschulung in die Kunst des Fixseilbegehens absolviert. Mit Jumard bzw. Steigklemme aufsteigen, Selbstsicherung und natürlich auch abseilen…
Anschließend haben wir unsere Ausrüstung gepackt und sind im Nebel und bei Kälte in unser Hochlager auf ca. 5300 Meter aufgestiegen. Leider hatten wir weder vom Basislag, noch während des Aufstieges und auch im Hochlager keinerlei Blicke auf unser Ziel, den Chulu Far East.
Das Hochlager des Chulu Far East im dichten Nebel
Im Hochlager angekommen haben wir unsere Schlafzelte aufgebaut. Bald wurde aus dem Nebelgraupel regelrechter Schneefall und bis zum Abend hatten wir ein paar Zentimeter Neuschnee. Aber der Wetterbericht sagte für den kommenden Tag, gestern, wiederum wolkenloses Wetter an.
Wolkenlos, aber sehr windig…
Im Hochlager wurden wir von unserer Küchenmannschaft wiederum hervorragend verpflegt. Wie sieht so ein Hochlager aus? Selbstverständlich hatten wir unsere Schlafzelte und auch das kleine Küchenzelt mit dabei. Wie in Nepal üblich waren die weitere Campingausrüstung, wie z.B. das Esszelt, die Tische und Stühle im Basislager geblieben, wir wurden also in unseren Schlafzelten verpflegt. Was gibt es Schöneres, als im Schlafsack zu liegen und einen köstlichen Dal Bhat ins Zelt serviert zu bekommen…
Nach einer, zumindest für mich erstaunlich feinen Nacht im Hochlager, wurden wir um 0400 geweckt. Rasch gab es eine Tasse Tee und ein stärkendes Frühstück, vor dem wir um 0515, noch im Schein unserer Stirnlampen in Richtung Chulu Far East aufgestiegen sind.
Sonnenaufgang beim Aufstieg zum Sattel am Chulu
Vom Hochlager aus geht es eine steile Schotterrinne aufwärts, bis zu einem kleinen Sattel auf ca. 5600 Meter. Hier, am Rande des Gletschers haben wir unsere Steigeisen, Gurte usw. angezogen und sind in 3 kleinen Teams an den schon verlegten Fixseilen aufgestiegen.
Sonnenaufgang auf der Annapurna II
Leider wurden wir schon am Sattel, den wir gegen 0700 erreicht hatten, von starkem bis sehr starken Wind bzw. Windböen erwartet. Leider hatte der Wetterbericht aus unserem Büro in Innsbruck zu 100% recht behalten: zwar wolkenloses Wetter aber sehr starker Wind.
Je weiter wir aufstiegen und mit fast jeder Minute nahmen die Windböen zu. Wir kamen zwar schnell voran, ich hatte Sylvia, Birgit und Roland in meiner Seilschaft, aber dennoch verschlechterte sich das Wetter zunehmend. Immer wieder mussten wir stehenbleiben, uns kauernd gegen den Wind stemmen… Das Gelände am Chulu Far East ist interessant: 4 steile Hänge, die zu bewältigen sind, immer wieder erstaunlich große und tiefe Gletscherspalten… schönes, steiles und kupiertes Gelände.
Roland am Chulu Far East
Gegen 0900, als wir nur mehr ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel waren, war der Wind bereits so stark, das wir regelmäßig, bei jeder einzelnen Böe, stehenbleiben und Schutz suchen mussten. Obwohl wir niederkauerten und uns gegen den Wind stemmten, wurden wir teilweise um einen halben Meter oder mehr versetzt… und das in ca. 40 Grad steilem Gelände… als dann noch der Wind waagrecht faustgroße Schnee und Eisklumpen um unsere Ohren wehte, war die Entscheidung die Besteigung trotz den nahen Gipfels abzubrechen, nur mehr eine Formsache…
Zu diesem Zeitpunkt schätze ich die Windböen auf über 90 KmH Windgeschwindigkeit…
Am Chulu Far East zwischen 2 Windböen
Wir hatten ja noch den ganzen Abstieg vor uns und mussten zu zehnt an einem Fixseil abseilen… was bei diesen Wetterbedingungen ebenfalls eine eigene Erfahrung war und uns einiges an Nerven und Ausdauer abverlangte.
Aber zum Glück waren wir dann gegen 1000 wieder alle sicher und wohlauf am Sattel…
Bei weiterhin wolkenlosem Himmel mussten wir leider wieder absteigen und waren gegen 1115 in unserem, mittlerweile schon abgebautem Hochlager.
Wohlbehalten zurück am Sattel
Nun ja, wie man sieht, und wie allen erfahrenen Alpinisten und Himalaya Bergsteigern bewusst sein wird: wolkenloser Himmel ist nicht immer eine Gipfelgarantie und trotz blauem Himmel kann der starke Wind einem einen Strich durch die Rechnung machen.
Sicherheit geht jedenfalls vor und selbst wenn wir gerne am Gipfel gestanden wären waren, sind doch alle stolz auf das Erreichte und auf die Erfahrung, im Himalaya bei widrigen Verhältnissen einen hohen Berg zu begehen…
Nach einen schnellen Abstieg ins Basislager und einem raschen Mittagessen sind wir gestern noch weiter abgestiegen, bis nach Julu auf ca. 3600 Meter, wo wir in einem schönen Förenwald unser Zeltlager aufgebaut haben.
Heute hatten wir dann nur mehr eine kurze Etappe von ca. 2,5 Stunden nach Manang. Wir sind für die Nacht in einer schönen und gemütlichen Lodge einquartiert. Haben geduscht und sitzen bei Kaffee und Kuchen in einer der vielen Bakerys, die es hier gibt.
Morgen geht es auf den dritten und letzten Abschnitt unserer Tour. Wir werden von Manang in Richtung Tilicho See aufsteigen… es bleibt weiterrhin schön und wir hoffen auf wolkenlosen Himmel, selbst wenn die Temperaturen weiterhin niedrig und die Windgeschwindigkeiten etwas hoch bleiben werden. Aber der Tilicho See ist sicherlich ein weiterer Höhepunkt unserer Tour…
Kommentare zu diesem Blog:
Natascha schreibt:
Gratulation zum Versuch und noch mehr zum Mut zur Umkehr
Immerhin warten viele Menschen euch wohlbehalten und gesund wieder zu sehen
Herzliche Grüße besonders an Sylvia und Roland