Vierter Ruhetag im Basislager vor unserem endgültigem Gipfelanstieg. Um uns herum leert sich langsam aber sicher das Basislager. Seit ca. einer Woche hat es einige Gipfelversuche gegeben. Bisher waren die verschiedenen Gruppen nur an 2 Tagen erfolgreich. Ansonsten einfach zu viel Wind in der Höhe. Der Grund, warum trotz angesagtem starken Wind fast täglich Gipfelversuche angegangen werden: die verschiedenen Veranstalter, seien es westliche oder nepalesische, kommen schon langsam zeiltlich in Zugzwang und müssen ihren Kunden zumindest einen Versuch anbieten.
Es scheint, dass die meisten Veranstalter den internationalen Rückflug um den 25. Mai angesetzt haben… wohl um ein paar Tage zu früh, in Bezug auf das heurige Wetter. Wir haben, wie ein paar andere, ein weitaus größeres Zeitfenster gewählt und können noch abwarten. Unser Rückflug ist am 07. Juni, also haben wir fast 2 Wochen mehr Zeit, genau um solche Wetterunsicherheiten abfedern zu können. Und heuer scheint sich das unter Umständen auszuzahlen… Wir haben nun einen quasi fixen Gipfeltermin ins Auge gefasst: den 25. Mai.
Nach langem hin und her in den letzten Tagen, vielen Telefonaten mit unserem Innsbrucker Wetterguru Karl Gabl sowie dem Studium von verschiedenen Wetterberichten aus Chamonix, Seattle oder sogar auch Belgien, die wir hier im Basislager von den verschiedenen Gruppen auftreiben konnten, scheint es, als ob sich am 24. und 25. Mai ein Wetterfenster mit wenig Wind und halbwegs guten Temperaturen aufmachen könnte.
Interessanterweise wurde uns heute früh dieses Wetterfenster von J.P. Beuret, dem Vater von Noemi und (Hobby-) Meteorologen, der uns schon im Zuge des Anmarsches beraten hat, unabhängig bestätigt… insofern habe ich diesbezüglich ein gutes Gefühl!
Nun, derzeit und auch während der letzten Tage ist an einen Gipfelgang ohne Flaschensauerstoff jedenfalls nicht zu denken: Windgeschwindigkeiten im Bereich von 60 bis 90 KmH. Auch mit O2 wurde der Gipfel in den letzten Tagen nicht erreicht… Ohne Sauerstoff, so wie wir unseren Gipfelgang planen, sind wir auf die Kälte und somit auf den Wind (Chill-Faktor) nochmals viel anfälliger! Wind über 20-30KmH würde für uns ein Scheitern bedeuten…
Nun haben wir beschlossen – auch weil wir irgendwann eine Entscheidung treffen MÜSSEN – dass wir alles auf den 25. Mai setzten werden. Ich selbst werde am 22. ins Lager 2 aufsteigen, anschließend ins Lager 3 und am 24. in den Südsattel auf 8000 Meter ins Lager 4. Sollte dann alles passen und das Wetterfenster wirklich wie erwartet zu unseren Gunsten erscheinen, werde ich am 25. einen Gipfelversuch wagen. Ob heuer überhaupt eine Besteigung ohne Sauerstoff möglich sein wird – das Wetter spielt heuer verückt und selbst so erfahrene Meteorologen wie Karl Gabl haben solche Situation im Himalaya noch nie erlebt – wird sich dann bis spätestens Ende Mai zeigen… Markus selbst hat seine Besteigungstaktik noch nicht festgelegt. Das wird sich in den nächsten 1-2 tagen ergeben, noch ist Zeit und noch studieren wir das Wetter und die verschiedenen Vorhersagen. Unser Leben im Basislager geht weiter, wir lassen uns von unserer Mannschaft verwöhnen und bereiten uns schön langsam auf den
abschließenden Höhepunkt unseres 9-wöchigen Abenteuers vor!
Grüße aus dem Basislager, Hannes