Nach 8 Wochen am Berg und im Hochgebirge sind wir gestern nach einem kurzen Flug gut, aber noch ohne Gepäck und Ausrüstung in Kathmandu gelandet und haben uns, nach 8 Wochen Lodge und Zelt in unserem gemütlichen Hotel einquartiert. Gestern hatten wir Glück und sind mit dem wohl letzten Flieger aus Lukla abgeflogen, hinter uns wurde der Flughafen wegen des schlechten Wetters aufgrund des Monsuns geschlossen. Deshalb warten wir noch auf unsere gesamte Ausrüstung, die nun
hoffentlich in den kommenden Tagen nach Kathmandu geflogen wird. Wir werden nun noch 3 Tage hier verbringen und die Expedition abschließen: Cargo verpacken (sofern alles „on time“ hier ankommt), und vor allem die letzten offiziellen Gänge tätigen, die eine solch aufwändige Expedition mit sich bringen…
Die letzten Tage im Khumbu nach unserem Abstieg vom Berg waren noch ziemlich ereignis- und arbeitsreich. Innerhalb von 2 Tagen unser gesamtes Basislager abbauen, säubern, Ausrüstung zusammentragen und wieder verpacken und verstauen, Zelte trocknen usw…
Am 27.05. ist dann pünktlich unsere Yak Karawane eingetroffen, die rasch beladen wurde und wir haben unseren 3-tägigen Abstieg begonnen.
Drei relativ lange aber für uns auch sehr entspannende Tage Abstieg: vom EBC nach Pangboche, nach Namche Bazaar und schließlich nach Lukla, wo wir am 29.05. am Abend angekommen sind. Interessantwerweise, wobei wir das mittlerweile schon erahnt hatten: wir waren nahezu die einzigen Bergsteiger, die diese Strecke zu Fuß gegangen sind, nahezu ALLE anderen Bergsteiger lassen sich aus dem EBC per Hubschrauber nach Lukla oder gar nach Kathmandu fliegen! Auch wieder eine Art, die uns nicht entspricht. Für uns ist es einfach wichtig, die Expedition zu Fuß abzuschließen und uns der Zivilisation in langsamen Schritten zu nähern.
3 Tage um aus dem Hochgebirge abzusteigen, Schritt für Schritt die dickere Luft zu erleben, die Vegetation zu sehen. Bei Tengboche haben wir die letzten blühenden Rhododendren gesehen, einiges an Blumen, Vogelgezwitscher und auch Schritt für Schritt wärmere und feuchtere Luft… Innerhalb von 3 Tagen aus dem quasi ewigen Winter des Hochgebirges in den Sommer rein… Ein Erlebniss das für uns die Expedition abschließt und abrundet – möchten wir um kein Geld der Welt missen!
Was nun bleibt, sind viele Erinnerungen. Viele offene Fragen bzgl. unsere Taktik am Berg, bzgl. der Wettervorhersagen und des Wetters im Allgemeinen. Ich denke die Saison 2017 war im gesamten Himalaya sehr schwierig! Hier in Kathmandu haben wir schon viele Leute getroffen und mit vielen geredet, die Saison war auf allen Achttausendern schwierig. Viele Expeditionen wurden ohne Gipfelerfolg abgebrochen, am Makalu, an der Annapurna, an der Shisha Pangma, am Dhaulagiri…
Natürlich gab es an diesen Bergen teilweise auch geglückte Besteigungen, aber die meisten „anspruchsvollen“ Projekte, also entlang spezieller Routen, bzw. ohne Sauerstoff oder wie wir geplanten hatten, im Alpinstil, konnten nicht erfolgreich durchgeführt werden. Ein großer Dank jedenfalls an Karl Gabl, der uns mit Wetterinfos versorgt hat und uns somit bestens unterstützt hat. Es war sicherlich kein einfaches Jahr für die Meteorologen!!
Nun, in Bezug auf den Erfolg: wird der Erfolg nur durch das Erreichen des Gipfels definiert, so waren viele dieser Expeditionen nicht erfolgreich – aber viel wichtiger ist wohl, dass man gesund und ohne bleibenden Schaden wieder zurückkehrt. Alleine am Everest spricht man heuer von bis zu 11 Toten – die Zahlen sind wiedersprüchlich und nicht
bestätigt, aber auch viele teils sehr schwere Erfrierungen (ganze Hände müssen amputiert werden, oder auch viele Zehen…). Schäden, die wir zum Glück nicht verzeichen! Uns, Markus und mir selbst aber auch unseren früheren Expeditionspartnern war es immer das größte Anliegen, gesund und ohne Schaden bzw. Erfrierungen wieder abzusteigen! Der Berg bleibt ja bekanntlich stehen – aber Gliedmaßen wachsen nicht wieder nach… Und wir haben es wieder geschafft, als Freunde zurück zu kehren.
Natürlich gibt es in solchen Ausnahmesituationen, wie wir sie im Zuge der letzten 8 Wochen erlebt haben, auch Unstimmigkeiten, aber das Wichtige ist, dass wir uns nach wie vor als Freunde betrachten, das gemeinsame Erlebte uns VERBINDET und nicht entzweit! Und wir das gemeinsame Bier hier in Kathmandu genießen können…
Selbstverständlich hätten wir am Berg anders entscheiden können, im Lichte der damals zur Verfügung stehenden Informationen ein Risiko eingehen und vielleicht auch den Gipfel erreichen können. Aber uns war das Risiko im damaligen Moment einfach zu groß. Alpinstil auf über 8000 Meter, bzw. auf dem höchsten Berg der Welt, da sollte alles zusammenpassen und optimale Bedingungen vorherrschen. Ich denke, da sind Markus und ich auch unseren Familien schuldig. Unsere Familien haben uns nun insgesamt fast 9 Wochen entbehrt und sicherlich auch 9 Wochen mitgefiebert, mitgelitten und wohl auch einiges an Anspannung, Unsicherheit und Angst verspürt.
Ich möchte mich bei meiner Familie und ganz speziell bei meiner Frau Astrid an dieser Stelle für das entgegen gebrachte Vertrauen bedanken, für die bedinungslose Unterstüzung im Zuge dieses Projektes, dass sich ja nicht nur über 9 Wochen sondern eigentlich schon bald über fast 2 Jahre hinzieht, und dafür, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, diesen Traum zu leben. Ich hätte gerne den Gipfelerfolg „mit nach Hause“ gebracht, aber zumindest kann ich gesund nach Hause, mit der
Gewissheit, dass ich dem entgegengebrachten Vertrauen gerecht geblieben bin. Ich denke, das kann man auch schlicht verantwortungsbewusst nennen.
Was wir am Everest gesehen und erlebt haben, hat uns teilweise regelrecht schockiert! Ca. 95% der „Bergsteiger“, die den Berg besteigen wollen, sind dort leider gänzlich fehl am Platz. Viele haben noch nie Steigeisen benutzt bzw. angezogen, manche haben noch nie einen Berg bestiegen… 95% sind mit Flaschensauerstoff unterwegs, viele ab Lager 2 (6500m), fast alle spätestens ab Lager 3 (7000m). Es werden Unmengen an Sauerstoffflaschen am Berg transportiert, um diesem Bedarf gerecht zu werden. Natürlich sind es die Sherpas, Hochträger und Guides, die als wahre Helden dies ermöglichen, für einen relativen „Hungerlohn“. Viele dieser Bergsteiger tragen kaum etwas selbst auf den Berg – wenn man sieht, dass viele davon mit einem Mini-Rucksack mit maximal 35-40 Litern unterwegs sind, kann man sich vorstellen wie groß da der Einsatz ist…
Neu ist, dass sich sehr viele Bergsteiger nach Ihrem Gipfelgang aus dem Lager 2 (6500m) oberhalb des Khumbu-Eisfalles per Hubschrauber ins Basislager ausfliegen lassen! Noch vor ein paar Jahren hätte dies NICHT als geglückte Besteigung gegolten… (Diese Bergsteiger haben dann oftmals eine knappe Stunde Zeit um im Basislager Ihre Taschen zu packen
von dem es direkt nach Kathmandu geht…). Sehr beliebt ist auch, nach einer kurzen Akklimatisation am Berg für ein paar Tage Rast und Erholung nach Kathmandu ins 5-Sterne Hotel zu fliegen, um sich am Pool zu erholen, vor dem es wieder per Heli ins
Basislager geht und dann direkt in Richtung Gipfel – was natürlich nur mit dem entsprechenden Sauerstoffeinsatz geht. Die meisten dieser Bergsteiger sind leider gänzlich unfähig, sich selbst und ohne Hilfe am Berg zu bewegen, teils können sie nicht mal selbst ihre Steigeisen anziehen bzw. am Fixseil den Jumard oder den Karabiner von einem Seil ins nächste umhängen. Um eine Zahl zu nennen: eine konservative Schäzung geht von mindestens 1000 Heli Starts und Landungen im Basislager im Zeitraum von ca. 8 Wochen aus… „Big Business“ – was hier abläuft und wo die einschlägigen Veranstalter, seien sie westlich oder Nepali – auf Grund der eingesetzten Geldsummen natürlich keinerlei Riegel vorschieben, ganz im Gegenteil.
In welche Richtung entwickelt sich das Ganze? Nun, das wird sich natürlich erst zeigen. Ich befürchte, auch aufgrund der steigenden Massen an Touristen am Berg eine größere Katastrophe, die sich vielleicht nächstes Jahr oder erst in 15 Jahren ereignen kann, die aber quasi vorprogrammiert ist. Sollte man den Berg strenger reglementieren, weniger Permits ausgeben, vielleicht ein „Tourenbuch“ verlangen? Eine Diskussion auf die ich mich nicht einlassen möchte.
Für uns, Markus und mich, im geringeren Umfang für Noemi und Georg die uns im Basislager verlassen haben, bleiben einige sehr erlebnisreiche Wochen unseres Lebens, Erfahrungen die uns niemand mehr nehmen kann, Erlebtes, das im Moment des Erlebens nicht immer ganz lustig war, aber der Blick verklärt sehr rasch und mittlerweile verblassen die Erinnerung an die ganze Schinderei, an die Kälte, den Wind, die schlechten Nächte in den Hochlagern und es bleiben im Kopf die großen Erinnerungen übrig, an das Wetter, die hohen Berge, die Freundschaft mit den Nepalesen und den Sherpas und den westlichen Bergsteigern, die wir kennenlernen durften, das Lachen im Basislager, die Ruhe am Berg, die Sonnenauf- und untergänge…
Zuletzt möchte ich mich nochmals sehr herzlich bei unseren Sponsoren bedanken, die zu einem großen Teil diese Expedition ermöglich haben bzw. uns geholfen haben unseren Alltag während der Expedition aber teils auch schon im Vorfeld zu erleichtern und ebnen! Unter Anderem:
Mc Kinley bzw. Intersport International – die uns wie schon bei vorherigen Expeditionen mit Hardware ausgestatet hat
P. Jentschura – deren Nahrungsmittel (Wurzelkraft) und Basenprodukte uns schon während des gesamten Trainings begleitet haben
Casio ProTrek – die uns mit ihrer neuen GPS-fähigen Smartwatch WSD-F20 ausgestattet haben, die uns den Weg zum Gipfel selbst im ärgsten Sturm gewiesen hätten
Sherpa Adventure Gear – mit deren Bergkleidung ich seit Jahren Berge besteigen darf und die mir auch diesmal wieder beste Dienste geleistet haben
Die Firma Koch Alpin – die mich mit so wichtigen Stöcken ausgestattet hat
Lenz – deren Heizsocken und Handschuhe uns vor Erfrierungen geschützt haben, wie schon am Manaslu und bei anderen Expeditionen…
Dr. Christian Pegger – in dessen Höhenkammer in Innsbruck ich trainieren durfte und so meine Höhenakklimatrisierung schon vor dem Abflug beginnen konnte
Adidas Eyewear – die uns mit optimalen Sonnen- und Skibrillen ausgestattet hat
Die Firma Blue Ice bzw. Alpine Kompetenz – die uns mit optimalen Klettergurten und Eispickeln ausgestattet hat
Die Firma Rumpold Fleischwaren – die uns mit bestem Speck ausgestattet hat und somit unser kleines Basislager im großen EBC zu einem beliebten Treffpunkt von Touristen und Einheimischen werden ließ
Und noch viele andere, teils kleinere Unterstützer, die ihren Beitrag geleistet haben und uns geholfen haben, unseren Traum zu leben!
Und natürlich nicht zu vergessen möchte ich mich bei allen bedanken, die uns mit dem Kauf einer Grußkarte unterstützt haben und somit ebenfalls einen für uns wichtigen Beitrag geleistet haben! Die Ziehung des Gewinnspiels wird noch in Kathmandu erfolgen und wir werden die Gewinner hier, in anonymisierter Form veröffentlichen aber auch direkt kontaktieren…
Zuletzt möchte ich mich bei allen Lesern bedanken, die unsere Expedition mitverfolgt haben und teils auch kommentiert haben. Leider konnten wir auf die einzelnen Kommentare nicht eingehen bzw. antworten, dazu ist die Satellitenkommunikationstechnologie zu umständlich, teuer und nach wie vor unzuverlässig, aber wir haben die Kommentare gelesen und uns über jegliche Unterstützung gefreut!